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34. Internationales Wiener Motorensymposium

2.5.2013

Was uns künftig antreibt

Vom "Dual Fuel" bis zum "CULT-Antrieb": Das Potenzial von Erdgas zum Erreichen des Ziels, den CO 2 -Ausstoß von Fahrzeugantrieben drastisch zu senken, könnte durch völlig neuartige technische Entwicklungen weiter an Bedeutung zu gewinnen. Viel versprechende Forschungsprojekte, die sich mit dieser Thematik beschäftigen, wurden beim 34. Internationalen Wiener Motorensymposium vorgestellt.

1000 Motorenexperten und Wissenschaftler aus aller Welt nahmen an diesem Kongress in der Wiener Hofburg teil.

Dual-Fuel-Antrieb hilft Umwelt und Frächtern

Eines dieser Forschungsprojekte wird im Magna Powertrain Engineering Center Steyr betrieben - die kombinierte Verbrennung von Erdgas und Dieselkraftstoff in einem geringfügig modifizierten 7-Liter-Nutzfahrzeugmotor. Gaszumischungsraten von bis zu maximal 90 Prozent, im Durchschnitt 70 Prozent, sind dabei möglich.

Die gleichzeitige Verbrennung von Diesel und Erdgas "zeigt über weite Bereiche des Motorkennfelds großes Potenzial für Partikel- und CO2-Reduktion", erklärte Dipl.-Ing. Clemens Doppelbauer von Magna. In den Versuchen konnten die CO2-Emissionen um aktuell 18 Prozent verringert werden, teilweise sogar bis zu 25 Prozent. Für die Frächter relevant sei die kurzfristig erzielbare signifikante Reduktion der Kraftstoffkosten und die Freiheit, im Bedarfsfall im reinen Dieselbetrieb fahren zu können, so Doppelbauer. Dies werde dem Dual-Fuel-Verbrennungsverfahren in den nächsten Jahren einen beachtlichen Marktanteil im Langstrecken-Güterverkehr bescheren.

CULT-Antrieb als attraktive Alternative zum Elektroauto

Über den "CULT-Antrieb" - ein Forschungsprojekt am Institut für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik an der TU Wien mit Magna Steyr Fahrzeugtechnik und weiteren Partnern - informierte der Motorenexperte Prof. Dr. Peter Hofmann. Im Zuge des Projekts wird ein hocheffizienter Gasmotor mit Direkteinblasung für ein Ultraleicht-Fahrzeug im A-Segment entwickelt. Der Kleinwagen, der mit 3,6 m Länge der Größe des VW Up entspricht, soll nicht mehr als 600 Kilogramm auf die Waage bringen und im Hinblick auf das CO2-Flottenverbrauchsziel für 2020 vom 95 g/km eine attraktive Alternative zu Elektrofahrzeugen darstellen.

CULT steht für "Cars' Ultra Light Technology". Als Basis für das Antriebsaggregat dient ein serienmäßiger Dreizylinder-Ottomotor, ein Vierventiler mit Abgasturboaufladung, der für monovalenten Erdgasbetrieb adaptiert und optimiert wird. Besonderheiten des Motors sind Direkteinblasung und hohe Verdichtung. Im Vergleich zur Basis-Benzinmotorvariante konnte der CO2-Ausstoß bereits um 31 Prozent abgesenkt werden, berichtete Prof. Hofmann. Mit den weiteren geplanten Maßnahmen am Antriebsstrang und dem Fahrzeug rücke das ambitionierte Ziel von 50 Gramm CO2 pro Kilometer (mit Biogas sind es gar nur 39 g/km im Normzyklus) "in erreichbare Nähe". Wird die Energieproduktion mitberücksichtigt, erzeugt der Cult laut Magna Steyr weniger CO2 als E-Autos im EU-Strommix.

Maximal 3000 Euro

Die Spitze des Cult liegt bei 145 km/h, die 0 auf 100 soll er in 12,5 sec schaffen. Die Mehrkosten für den Kunden sollen max. 3000 Euro gegenüber einem vergleichbaren Pkw betragen. Beim aktuellen Gaspreis würde sich der Cult etwa gegenüber einem Toyota iQ nach 30.000 km rechnen. Für Magna Steyr geht es beim Cult darum, sich als Dienstleister für künftige Mobilitätskonzepte zu positionieren. Bei entsprechendem Beschluss könnte der Cult in drei bis vier Jahren serienreif sein.

VW: „Die Zukunft fest im Blick"

Im Rahmen des Wiener Motorensymposiums hat auch Prof. Dr. Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Aktiengesellschaft, einen Ausblick auf zukünftige Aggregate-Technologien gegeben. Winterkorn unterstrich, dass es mittel- und langfristig ein Nebeneinander der verschiedenen Antriebstechnologien geben werde: von hoch-effizienten Verbrennungsmotoren und dem Erdgasantrieb bis zu Hybriden sowie Elektrofahrzeugen. Auf dieser Grundlage arbeite der Volkswagen Konzern an seinem erklärten Ziel, den CO2-Ausstoß der europäischen Neuwagenflotte bis zum Jahr 2020 auf 95 g CO2/km zu senken.

Großes Potenzial maß der VW-Chef einmal mehr dem Erdgas-Antrieb zu: „Der Gasantrieb ist umweltfreundlich, günstig und alltagstauglich. Die Technologie ist ausgereift, die Fahrzeuge sind heute schon im Markt." Bestes Beispiel sei der neue eco-up! - das mit 79 g CO2/km sparsamste Erdgasauto der Welt. Mit dem Golf TGI BlueMotion oder dem Audi A3 g-tron werde der Volkswagen Konzern die Erdgastechnologie konsequent ausrollen. Winterkorn: „Wir müssen die Vorteile des Gasantriebs noch stärker ins öffentliche Bewusstsein tragen. Dabei sind alle gefordert: Autobauer, Politik und Kraftstoffindustrie."

 

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